Werbebild zu Beast of War: Auf einem Boot treibende Soldaten verteidigen sich gegen Luftangriffe und bemerken nicht den riesigen Hai unter sich.

Kiah Roache-Turner über „Beast of War“

Wenn Kriegshorror und Hai-Schocker verschmelzen, sorgt nicht nur der Genremix für zahlreiche Stolperfallen, sondern auch der Vergleich mit Spielbergs „Der weiße Hai“ beißt tiefe Stücke in die Psyche ehrgeiziger Filmschaffender. Regisseur Kiah Roache-Turner sprach mit dem Magazin Horror Fuel über seinen neuen Film „Beast of War“, darüber, was er im Hai-Horror vermisst, und warum es manchmal keine Alternative zu praktischen Effekten gibt.

Der australische Regisseur Kiah Roache-Turner, bekannt unter anderem durch den Zombiefilm Wyrmwood, hat sich für sein neuestes Projekt einer interessanten Mischung verschrieben: Kriegsdrama und Tierhorror. Nach seiner Premiere auf dem Fantastic Fest erscheint der Film „Beast of War“ am 10. Oktober in den US-amerikanischen Kinos; die Veröffentlichung auf Blu-ray und DVD soll Ende November erfolgen. Ob es auch einen deutschen Kinostart geben wird, ist bisher ungewiss. In einem kürzlich veröffentlichten Interview berichtet Roache-Turner über seine Sorgen angesichts der Produktion und darüber, was ihn motiviert hat, den Film zu drehen.


„Beast of War“ soll Hai-Horror als klassisches Spannungskino inszenieren

Zu Anfang des Interviews mit Horror Fuel unterstreicht Roache-Turner, der für „Beast of War“ sowohl Regisseur als auch Drehbuchautor war, dass jeder, der einen Hai-Film dreht, automatisch den Vergleich mit Spielbergs genreprägendem Meisterwerk „Der weiße Hai“ ausgesetzt ist. Und tatsächlich habe ihn dieser Kultklassiker ganz wesentlich inspiriert, dennoch sei der stetige Gedanke an das Vorbild auch belastend:

„Versau es nicht, blamiere Dich nicht selbst im Schatten Spielbergs. Denn alles, was Dir [bei der Planung] durch den Kopf geht, ist, wie gut der weiße Hai ist.“

Roache-Turner stört dabei, dass die meisten Hai-Schocker der letzten Jahre eher im unteren Mittelmaß versackt sind. Und er bedauert, dass es inzwischen fast nur noch zwei Arten der Inszenierung bei Hai-Filmen gäbe: entweder als trashige B-Movies oder im Thriller im pseudodokumentarischen Stil. Kaum jemand versuche noch, Tierhorror als klassischen Spannungsfilm in der Tradition von Hitchcock oder Spielberg zu drehen. Also habe er genau das nun mit „Beast of War“ versucht.

Inspiration und historische Bezüge

Es war vor allem die berühmte Quint-Erzählung aus „Der weiße Hai“, die Roache-Turner zu seinem neuesten Film inspirierte. Jene bedrückende Szene, in welcher der Hai-Jäger Quint über den Untergang der USS Indianapolis spricht. Darüber, wie er miterleben musste, dass über Tage immer mehr seiner auf dem Wasser treibenden Kameraden von Haien gefressen wurden.

Für Roache-Turner war jedoch schnell klar, dass er diese Szene filmisch nicht würde umsetzen können. Allein die Darstellung des riesigen Kriegsschiffes hätte Unsummen verschlungen:

„Ich wusste, ich kann den USS-Indianapolis-Fall nicht aufgreifen, denn dafür braucht man 100 Millionen Dollar und Nicolas Cage. Also habe ich recherchiert und festgestellt, dass es eine australische Version dieses Vorfalls gab, bei dem die HMAS Armidale 1942 von Japanern versenkt wurde. Hunderte endeten im Ozean, manche wurden nie wieder gesehen, und einige von ihnen wurden von Haien gefressen.“

Damit verknüpft der Regisseur sein Hai-Szenario mit einem historischen Kriegsdrama, das in Australien noch immer einen Nachhall besitzt. Und die Darstellung der deutlich kleineren Korvette war auch für eine Low-Budget-Produktion zu stemmen.

Oben das vollständige Interview des Beast-of-War-Regisseurs Kiah Roache-Turner mit dem Magazin Horror Fuel.

 

„Beast of War“ setzt auf traditionelles Handwerk und praktische Effekte

Im Interview betont Roache-Turner auch den Vorteil praktischer Effekte: „Jedes Mal, wenn der Hai oberhalb des Wasserspiegels sichtbar ist, wurden praktische Effekte verwendet.“ So kam unter anderem ein riesiger Puppenkopf mit beweglichen Kiefern zum Einsatz, der von einem Stunttaucher bedient wurde. Dadurch hatten die Schauspieler in den Angriffsszenen ein physisches Gegenüber, mit dem sie tatsächlich interagieren konnten. Darüber hinaus nutzte das Filmteam ein kleines Unterseeboot, auf dem eine Rückenflosse befestigt wurde. Dabei ging es weniger um die Finne selbst – die sei leicht darstellbar –, sondern vielmehr um die Bewegung des Wassers darunter. Nur durch die Masse eines schweren Körpers, der durchs Meer pflügt, entstehe das Gefühl echter Bedrohung. Digitale Effekte allein, so Turner, könnten diesen Eindruck kaum vermitteln.

Um dem Film auch dramaturgisch Gewicht zu verleihen, entschied Roache-Turner sich, den Protagonisten bereits vor dem Schiffsunglück mit einer Haiattacke zu konfrontieren. Auf diese Weise drehe sich der Film nicht nur um eine äußere Bedrohung, sondern habe auch eine psychologische Komponente.

Deutscher Kinostart ist ungewiss

Nach Wyrmwood und dessen Fortsetzung ist Roache-Turner kein Neuling im Horror-Genre. Mit Beast of War wagt er sich nun an das schwierige Feld des Hai-Schockers – und versucht, trotz eher geringen Budgets, das Subgenre vom Trash zurück in ernsthafte Gefilde zu führen. Ob Turners Ansatz, Unterwasser-Horror mit australischer Kriegsgeschichte zu verknüpfen, das Genre neu beleben kann, bleibt abzuwarten. Der Fokus auf praktische Effekte und klassischen Spannungsaufbau könnte genau der frische Wind sein, den Haifilme seit Jahren vermissen lassen.

Ob die hehren Ambitionen letztlich zu einem überzeugenden Film führen, wird das deutsche Publikum aber voraussichtlich nicht im Kino erfahren. Bislang sieht es so aus, dass der Film hierzulande nur auf Streaming-Plattformen und später dem Blu-ray-/DVD-Markt erscheinen wird.

 

Quellen: horrorfuel.com, youtube.com

Filminfos: Beast of War

Kinostart: Ab dem 10. Oktober in US-Kinos, deutscher Kinostart nicht angekündigt.
Blu-ray- und DVD-Veröffentlichung: Ende November.

Besetzung:
  • Mark Coles Smith als Leo
  • Joel Nankervis als Will
  • Sam Delich als Des Kelly
  • Lee Tiger Halley als Teddy
  • Sam Parsonson als Thompson
  • Maximillian Johnson als Stan
  • Steve Le Marquand als Sergeant
Blogger und hauptsächlich Verantwortlicher der Website marius-tahira.de, auf der er sich den Genres Horror, Dystopie und Thriller widmet. Nach einer Verlagsausbildung und seinem Germanistikstudium war er lange Zeit im Lektorat tätig und arbeitet nun im Bereich der Suchmaschinenoptimierung.

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