Schriftsteller des Horrors: Shirley Jackson – Queen of Horror in einer konservativen Kleinstadt

Foto der Autorin Shirley Jackson

In seinem „Lexikon der phantastischen Literatur“ bezeichnet Rein A. Zondergold sie als bedeutendste amerikanische Erzählerin des Phantastischen. Aber nach ihrem Tod geriet sie für Jahrzehnte nahezu in Vergessenheit. Und auch wenn ihre Kurzgeschichten wie „The Lottery“ inzwischen fester Bestandteil des Englischunterrichts amerikanischer Schulen sind, ist sie den meisten europäischen Lesern weitgehend unbekannt. Die Rede ist von der Autorin Shirley Jackson. In Deutschland dürften viele erst durch die Verfilmung des Romans „Spuk in Hill House“ auf ihren Namen aufmerksam geworden sein. Ein Roman, den Stephen King als eine der wichtigsten Horrorgeschichten des 20. Jahrhunderts bezeichnet.

Es gibt Dinge, die sind der Vermarktung von Büchern oder der posthumen Verehrung eher zuträglich. Eloquenz und ein attraktives Äußeres schaden dabei sicher nicht. Und zumindest im Horrorbereich dürfte auch das Image des blassen, vergeistigten Sonderlings, der im stillen Kämmerlein seine Geschichten schreibt, schon seit Lovecraft und Poe weitestgehend akzeptiert sein. Aber eine pummelige Hausfrau und Mutter, die nicht nur Horrorgeschichten schreibt, sondern nebenher Essays in Frauenzeitschriften veröffentlicht? Und die sich selbst als praktizierende Amateurhexe bezeichnet? Viele dürften bei solch einer Personenbeschreibung eher an die Verfasserin kitschiger Vampir-Erotik denken und weniger an eine Meisterin psychologisch fein gesponnener Gespenstergeschichten. Und auch zu ihrer Lebenszeit wurde Shirley Jackson trotz verhältnismäßig guter Verkaufszahlen lange Zeit von den Kritikern belächelt. Das Time Magazin verlieh ihr sogar den herabwertenden Spitznamen „Virginia Werwolf“.

Bei Jackson entstammt das Grauen meist den Menschen selbst

Kennzeichnend für viele der Horrorgeschichten Jacksons ist, dass das Grauen in ihnen nicht von außen kommt. Es dringt kein Vampir, kein kosmischer Schrecken und kein Monster in eine unschuldige Idylle ein. Vielmehr ruht das Grauen bereits in den Protagonisten, deren scheinbar gutbürgerliche Vergangenheit so manch dunklen Abgrund birgt. Und das Shirley Jackson sich mit den Abgründen gutbürgerlicher Konventionen nur allzu gut auskannte, offenbart schon ein Blick auf ihre Biografie:

Jackson wurde 1916 in San Francisco geboren und wuchs mit einem jüngeren Bruder in einem der wohlhabenden Vororte der Stadt auf. Ihre Eltern waren sehr konservativ eingestellt und ihre Mutter Geraldine Jackson kritisierte schon früh das Äußere ihrer Tochter. Insbesondere ihr Gewicht. Ebenso war es der Mutter ein Dorn im Auge, dass sich die Tochter so selten Mühe gab, sich hübsch herauszuputzen. Und so machte sich Geraldine Jackson auch ihrerseits keine Mühe, ihre Tochter zu schonen. Sie gab ihrem Kind schon früh zu verstehen, dass es nur das Ergebnis einer leider misslungenen Abtreibung sei.

Es dürfte kaum überraschen, dass sich die junge Shirley in diesem Umfeld äußerst unwohl fühlte. Ihre ersten Geschichten versteckte die Teenagerin in ihrem Schreibtisch. In einem lange unveröffentlichten Essay erzählt die angehende Schriftstellerin von ihrer Einsamkeit und der Angst, allmählich wahnsinnig zu werden. Häufig hatte sie das Gefühl, dass die ganze Gesellschaft grausam und dumm sei und Angst vor Menschen hätte, die anders wären als gewohnt. Die eigentlich vernünftigen Menschen würden einfach als verrückt bezeichnet.

Menschen, die sich für verrückt halten oder es gar sind, und die sich von ihrem Umfeld eingeschränkt und bedroht fühlen, werden später Schlüsselrollen in ihren Erzählungen einnehmen.

Schreibende Hexe: Ausbruch aus dem Korsett bürgerlicher Konventionen

Viele haben Shirley Jacksons späteres Leben als Rebellion gegen ihr bürgerliches Elternhaus und ihre auf den äußeren Schein bedachte Mutter verstanden. Sie wurde fett, arbeitete als Schriftstellerin und heiratete einen jüdischen Intellektuellen. Und das in den 40er-Jahren, als die Hälfte der US-Amerikaner noch davon überzeugt war, dass Juden nur eingeschränkte Rechte erhalten sollten! (Henry Ford hatte einige Jahre zuvor sein Buch „Der internationale Jude – Ein Weltproblem“ veröffentlicht) In Interviews betonte Shirley Jackson oft, dass sie sich für Okkultismus interessiert und praktizierende Hexe sei. Doch Ruth Franklin weist in ihrer preisgekrönten Biografie „Shirley Jackson: A Rather Haunted Life“ darauf hin, dass Jackson hinsichtlich ihrer okkulten Praktiken wahrscheinlich maßlos übertrieben hat. Mitunter einfach deswegen, um jene Journalisten auf den Arm zu nehmen, die sämtliche Horror-Klischees für bare Münze nahmen. Aber ebenso, um auf diese Weise Aufmerksamkeit zu generieren und mehr Bücher zu verkaufen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Shirley Jackson alles tat, um sich möglichst weit von dem Idealbild einer sittsam-zurückhaltenden Bürgerlichen zu entfernen.

Shirley Jacksons problematische Beziehung zu ihrer Mutter wird von ihren Biografen oft ausführlich und kritisch beleuchtet. Doch macht man es sich zu einfach, wenn man ausschließlich der Mutter die Schuld für die späteren psychischen Probleme der Autorin zuschiebt. Denn Shirley Jacksons Ehe war zwar ein Ausbruch aus der leicht spießigen Bürgerwelt ihrer Mutter. Doch langfristig war auch sie ein Quell ständiger Demütigung.

Was ihr schwerer zugesetzt hat – das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter oder ihre unglückliche Ehe – lässt sich aus heutiger Sicht unmöglich aufschlüsseln.

Belesen und intelligent, kontrollsüchtig und notorisch untreu: Shirley Jacksons Ehemann

Jackson und ihr späterer Eheman Stanley Edgar Hyman lernten sich während ihres Studiums an der Syracuse University kennen. Hyman war hochintelligent, ehrgeizig und ebenso arrogant wie kontrollsüchtig. Im Gegensatz zu Jacksons Familie war er jedoch ernsthaft an Shirleys literarischer Arbeit interessiert. Er war einer der ersten, die ihr kreatives Schaffen unterstützten.

Allerdings beharrte Hyman darauf, mit anderen Frauen zu schlafen – sogar mehr als das: Er erzählte Shirley regelmäßig Details seiner Liaisons mit anderen Studentinnen. Und dennoch heirateten die beiden 1940.

Bereits kurze Zeit darauf wurde Jackson schwanger. Das Paar bekam in den elf Jahren nach der Hochzeit vier Kinder. Damit einher gingen ständige Geldsorgen. Hyman veröffentlichte Literaturkritiken für Zeitungen und arbeitete auch an größeren Publikationen. Aufgrund seines Perfektionismus brauchte er jedoch Ewigkeiten, bis seine Texte druckreif waren. Daher veröffentlichte er nur wenige Artikel und benötigte etliche Jahre zur Publikation seiner Bücher. Eine Lehrstelle am Bennington College verlor Hyman, nachdem er einen Kollegen beleidigt hatte.

Seine Ehefrau hingegen verfasste ihre Kurzgeschichten in deutlich kürzerer Zeit. Und sie wurden auch häufiger veröffentlicht als die Artikel ihres Ehemanns. Das führte schließlich dazu, dass die Schriftstellerin den Großteil des gemeinsamen Haushaltsgeldes erwirtschaftete.

Nach mehreren Umzügen ließ sich die Familie schließlich in Vermont nieder, wo Hyman in Bennington erneut eine Lehrstelle bekam. Im dörflichen North Bennington fühlten sich das liberale Paar jedoch nicht zu Hause. Misstrauische Kleinstädter, die allem Fremden gegenüber feindselig eingestellt waren, wurden nun vermehrt Thema in Jacksons Geschichten. Doch neben bedrückenden Novellen und Kurzgeschichten verfasste sie inzwischen auch heitere Comics zur Haushaltsführung, die in Frauenmagazinen erschienen.

Die Machtverhältnisse in der Ehe ändern sich, die Rollenverteilung nicht

Hymans anfängliche Unterstützung für Jacksons literarische Arbeit wandelte sich langsam – sie wurde zum Zwang. Er drängte seine Ehefrau regelrecht dazu, mehr zu schreiben. Längst ging es dabei nicht mehr um die Förderung ihres Talents, sondern darum, dass die Schriftstellerin das Geld heranschaffen sollte, das er dann als Hausherr ausgeben konnte. Private Korrespondenz sah Hyman hingegen nicht gern: Einmal rechnete er seiner Frau vor, dass diese für jede geschriebene Seite eines Briefes an Freunde 40 Dollar verlieren würde. Schließlich könnte sie in dieser Zeit nicht für gut zahlende Verlage schreiben.

Als die Eheprobleme sich verschärften, zeichnete die Schriftstellerin nicht mehr nur Comics mit Familientipps. Auf einigen Bildern geht es vielmehr um die Ausweidung ihres Ehemannes. An die Zeitschriftenverlage schickte sie diese Zeichnungen natürlich nicht. Doch ihr kreatives Schaffen war für Jackson immer auch Möglichkeit, ihre unterdrückte Wut auszuleben.

Ansicht der Kleinstadt Bennigton in Vermont

Ansicht des heutigen Bennington, jener Kleinstadt, in der Shirley Jackson und Stanley Hyman zusammen gelebt haben. 

Obwohl Jackson inzwischen die Hauptverdienerin war, hielt Hyman an seiner Rolle als Familienpatriarch fest. Die junge Jackson kocht, putzt die Wohnung, kauft Lebensmittel ein und kümmert sich um die Kinderschar. Hyman sitzt an seinem Schreibtisch und macht sich tiefschürfende Gedanken zu seinem geplanten Buch. Gelegentlich brüllt er nach seiner Frau, damit diese die Schreibtinte auffüllt. Und in all dieser Zeit erhält die Schriftstellerin weiterhin Briefe, in denen sich ihre Mutter über das Aussehen der verfetteten Tochter auslässt. Allerdings sind diese Briefe nicht ausschließlich nur anklagend. Denn inzwischen scheint sich Geraldine Jackson auch ernsthaft Sorgen um die Gesundheit ihrer Tochter zu machen. Aus gutem Grund, denn das Gewicht der Schriftstellerin beginnt, gesundsheitsgefährdende Ausmaße anzunehmen. Nach all den vorangegangenen Beleidigungen ist es allerdings nachvollziehbar, dass Shirley Jackson die Mahnungen ihrer Mutter kaum noch ernst nahm.

Ihr Mann indes, der insgeheim wohl spürte, dass sich das Machtverhältnis in der Familie geändert hatte, fördert die stetige Gewichtszunahme seiner Ehefrau. Er drängt sie regelrecht zum Essen und bringt ihr von seinen Ausflügen dicke Sahnekuchen und andere Leckereien mit. In einem Rückblick schildert Jacksons Agent, dass Hyman seine Frau praktisch wie eine Gans stopfte.

Mit der finanziellen Unabhängigkeit der Schriftstellerin geht somit trotzdem eine zunehmende Unfreiheit einher, die aus ihren gesundheitlichen Problemen resultiert. Nicht nur körperlichen, sondern auch psychischen Problemen. Die Autorin beginnt, regelmäßig Psychopharmaka und Schlafmittel zu nehmen, darüber hinaus wird sie zu einer Trinkerin. Ende der 50er-Jahre entwickelt sie zudem eine Agoraphobie, die es ihr zusätzlich erschwert, das Haus zu verlassen. Im Alter von nur 48 Jahren stirbt Shirley Jackson schließlich an Herzversagen. Von sich selbst sagte sie, dass maximal die Hälfte ihres Lebens der Schriftstellerei gewidmet hätte, da die Haushaltsführung und Kindererziehung den Großteil ihrer Zeit beanspruchten.

Hauptthema in Shirley Jacksons Werk: Der Kampf gegen Einschränkungen und Konventionen

Die Einschränkung von Frauen oder ihre gezielte Ausgrenzung sind wesentliche Themen in Jacksons Erzählungen. Angesichts ihrer Biografie ist das wenig überraschend. In den 50er-Jahren waren Heim und Herd die Domäne der Frau. Und dieses Frauenbild wurde offenkundig selbst dann nicht aufgegeben, wenn die Frau längst Hauptverdienerin der Familie war.

Der Kampf um Handlungsfreiheit ist ein regelmäßig wiederkehrendes Motiv bei Jackson. Ihre Protagonistinnen leiden fast immer unter Einschränkungen: entweder durch gesellschaftliche Konventionen oder durch die eigenen Ängste. Das Unheilvolle in ihren Erzählungen entspringt dabei meist den Figuren oder der Gemeinschaft selbst. In den kleinen Dörfern und Gemeinden, die sie beschreibt, gärt im Verborgenen etwas Bedrohliches, das nur darauf wartet, auszubrechen. Insofern ist Shirley Jacksons Werk stark biografisch geprägt. Es liegt nahe, dass sie ihre unterdrückte Wut in ihren Geschichten verarbeitet hat.

Ihre erste Erfolgsgeschichte „The Lottery“ handelt von einem Dorf, in dem rituelle Menschenopfer stattfinden. Die genauen Gründe für dieses Ritual sind selbst den Ausführenden nicht klar. Doch sie halten sie beharrlich an diesem barbarischen Brauch fest. Die Geschichte lässt sich ohne weiteres als zynischer Seitenhieb auf eine Gesellschaft verstehen, die streng auf menschenverachtende Traditionen und veraltete Lebenskonzepte pocht, ohne diese in irgendeiner Weise argumentativ begründen zu können.

 

In Jacksons Geschichten bleibt das Grauen diffus: Es lässt sich selten allein dem Übernatürlichen zuordnen

Die bekannteste Geschichte Shirley Jacksons dürfte unzweifelhaft „Spuk in Hill House“ sein. Wesentlich zur Popularität beigetragen haben die Verfilmungen des Romans, die im deutschsprachigen Raum zum Teil bekannter sind als die Autorin selbst. Zu nennen wäre da die Schwarz-Weiß-Verfilmung „The Haunting“ aus dem Jahre 1963, dessen reißerischer deutscher Titel „Bis das Blut gefriert„, dem ebenso überzeugenden wie subtilen Aufbau des Films in keiner Weise gerecht wird. 1999 folgte dann die Hollywood-Version „Das Geisterschloss“ und die aktuellste Verfilmung dürfte die Netflix-Miniserie „Spuk in Hill House“ sein.

In dem Roman lädt der Wissenschaftler Montague mehrere sorgsam ausgewählte Personen nach Hill House ein. Er möchte mit ihrer Hilfe die angeblich in dem Haus vorkommenden übernatürlichen Vorkommnisse ergründen. Eine der eingeladenen Personen ist Eleanor Vance. Die alleinstehende Frau verbrachte ihr Leben mit der Pflege ihrer Mutter und lebt bei ihrer Schwester und dessen Mann. Ein Familienkonstrukt aus Verpflichtung, Erwartung und gegenseitigen Vorwürfen. Wenn dann auf einmal in Hill House Stimmen und unheimliche Geräusche zu hören sind und die Räume sich zu ändern scheinen, dann ist dem Leser nicht klar: Ist nun wirklich dies Haus verflucht? Oder ist Eleanors Verstand einfach unter der langjährigen Belastung zerbrochen und steigen nun angesichts des unheimlichen Hauses ihre Psychosen empor?

Diese Doppelbödigkeit zeichnet mehrere Geschichten Jacksons aus. Und im Gegensatz zu vielen ihrer Schriftstellerkollegen erliegt sie nicht der Versuchung, diese Mehrdeutigkeit aufzulösen. Dort, wo viele andere Autoren das Pendel in eine Richtung ausschlagen lassen und das Übernatürliche am Ende überdeutlich skizzieren (oder dem falschen Gespenst das Laken vom Leib reißen), bleibt bei Jackson eine beängstigende Ungewissheit.

 

Horror auf den Kopf gestellt: Einbruch des Normalen ins Unnormale

Familienverhältnisse spielen auch in Shirley Jacksons letztem Roman „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ eine wichtige Rolle. In diesem schafft sie den Spagat zwischen beklemmender Atmosphäre und trockenem, schwarzen Humor. Im ersten Satz greift sie den Spitznamen „Virginia Werwolf“ auf, den ihr die Presse gegeben hat:

„Ich heiße Mary Katherine Blackwood. Ich bin achtzehn Jahre alt, und ich lebe zusammen mit meiner Schwester Constance. Ich habe oft gedacht, dass ich mit ein bisschen Glück als Werwolf auf die Welt gekommen wäre, weil Mittel- und Ringfinger an beiden Händen gleich lang sind, aber ich muss mich mit dem zufriedengeben, was ich nun einmal bin. Ich wasche mich nicht gern und mag weder Hunde noch Lärm. Ich mag meine Schwester Constance, Richard Plantagenet und Amanita phalloides, den grünen Knollenblätterpilz. Sonst lebt niemand mehr von meiner Familie.“1Shirley Jackson: Wir haben schon immer im Schloss gelebt. Leipzig: 2019. S. 7.

Die Geschwister Blackwood wohnen gemeinsam mit dem dementen Julian in einem abgeschiedenen Haus. Die restlichen Familienmitglieder leben schlicht deswegen nicht mehr, weil sie vergiftet wurden. Durch wen, das lässt Jackson im Dunkeln. Die Geschichte erlebt der Leser aus der Perspektive der geistesgestörten Mary. Durch diesen Kniff der Autorin weiß er Leser nie mit Gewissheit, wann er sich auf den Wahrheitsgehalt des Beschriebenen verlassen kann.

Auch in „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ gibt es kein gutbürgerliches Idyll, das von äußeren Schrecken bedroht wird. Vielmehr haben wir es mit einer zwar sonderbaren, aber in sich stabilen Dreierkonstellation aus Mary, Constanze und Julian zu tun. Und die beiden Schwestern scheinen mit ihrem seltsamen Leben durchaus zufrieden zu sein. Die Stabilität dieser morbiden WG wird erst durch den Besuch des Cousins Charles bedroht. Entgegen der üblichen Genre-Konventionen wird in dieser Geschichte also die Stabilität des Unnormalen durch das Eindringen der Normalität gefährdet.

Renaissance für die Horror-Queen: Shirley Jackson gewinnt auch international wieder an Bekanntheit

Es ist bedauerlich, dass die Autorin, die mit „Spuk in Hill House“ eines der einflussreichsten Werke des modernen Horrors geschrieben hat, nach ihrem Tod über viele Jahrzehnte in Vergessenheit geriet. Anders als bei Stephen King sind die Verfilmungen ihrer Romane bis heute deutlich bekannter als die Autorin selbst. In den vergangenen Jahren hat Shirley Jackson in Amerika jedoch immens an Popularität gewonnen. Und es bleibt abzuwarten, ob mit den erst 2018 abgedrehten Verfilmungen von „Spuk in Hill House“ und „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ der Name Shirley Jackson wieder verstärkt ins Bewusstsein der Horror-Fans gerät.

Und nachdem lange Zeit die deutschen Übersetzungen ihrer Geschichten vergriffen waren, hat der FESTA-Verlag in den vergangenen Jahren mit „Spuk in Hill House“ und „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ gleich zwei Klassiker aus Jacksons Feder in deutschsprachiger Version neu veröffentlicht. Es wäre zu begrüßen, wenn damit der Name Shirley Jackson auch hierzulande bekannter wird als die Filmadaptionen.


Literaturverzeichnis

  • Shirley Jackson: Wir haben schon immer im Schloss gelebt. Leipzig: 2019.

Bildnachweise:

  • Titelbild: Shirley Jackson, Foto vom 16. April 1951 (AP Photo)
  • Flickr: Bennington von wagon16 CC 1.0 Öffentliche Domäne

 



Autor: Marius Tahira

Blogger und hauptsächlich Verantwortlicher der Website marius-tahira.de, auf der er sich den Genres Horror, Dystopie und Thriller widmet. Nach einer Verlagsausbildung und seinem Germanistikstudium war er lange Zeit im Lektorat tätig und arbeitet nun im Bereich der Suchmaschinenoptimierung.

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